Weiter geht’s in Richtung Dinant, mit einem kleinen Umweg über ein hübsches, leerstehendes Chateu. Der Weg dahin ist ein bisschen speziell: über eine Schnellstraße bzw. Autobahn geht es in den Wald. Die Abfahrt dafür kennt aber keine Ausfädelungsspur, sondern ist plötzlich da – und wird auch nicht schräg aus der Autobahn geführt, sondern in relativ steilem Winkel. Besonders wenn man aus dieser Landstraße herausfährt, ist das Beachten der Vorfahrt etwas herausfordernd – immerhin werden auf dieser Straße 120 Kilometer pro Stunde angenommen. Im Rückspiegel habe ich nur gesehen, dass diese Waldstraße die Autobahn sogar kreuzt. Ohne Ampel oder dergleichen. Gewagt, finde ich. Das kleine Dorf an jener Landstraße entschädigte jedoch ungemein.
So ists dann auch kein Wunder, dass sich in jedem 3-Seelen-Dorf ein Schrein mit einem Kreuz oder einer Maria findet. Das ist bei einer solchen Verkehrsplanung vermutlich nicht grundlos. Und da ist die Autobahnkreuzung erst der Anfang.
Belgier haben es nicht so mit Geschwindigkeitsbegrenzungen. Obwohl die Strafen empfindlich sind, wird ordentlich getreten. Dazu kommen geniale Einfälle wie der Hausbau direkt an der Schnellstraße – da stehen tatsächlich einzelne Wohnhäuser mit Briefkasten vor der Tür an der Schnellstraße, auf der man 120 fahren darf, und auf der 140 gefahren werden. Ohne Straße oder Weg, sondern direkt dran. Abgesehen von der Lautstärke, muss man da nicht beim Leeren der Post Angst haben, angefahren zu werden?
Auch schön sind die Parkbuchten. Rastplätze, die wir an unseren deutschen Autobahnen haben, gibts hier quasi auch – mit dem Unterschied, dass man die sich wie eine längere Pannenbucht vorstellen muss. Kurze Ausbuchtung in der Seite, Mülleimer, P-Schild – und fertig ist der Parkplatz, einen Meter neben der Schnellstraße. Und davon gibts sogar relativ viele.
Definitiv sinnvoll sind allerdings die “beblinkten” Schilder. Gerade unter den Hinweisschildern für Hindernisse hängt oft eine orange Blinklampe. Und auch Geschwindigkeitsbegrenzungen werden oft 300 Meter vorher angekündigt, sodass man schön ausrollen kann. Dieses Konzept könnte man für Deutschland mal übernehmen.
Schwierig gestaltet sich allerdings die Nahrungsaufnahme. Scheinbar ist hier auch Montag Ruhetag; jedenfalls habe ich an mehreren Imbissen nichts bekommen. In Richtung Bastnach stand ein zum Imbissstand umgebauter Linienbus mit Rotenburger Kurzzeitkennzeichen – das interessierte mich natürlich. Leider war aber zu. Genau wie an drei anderen Imbissständen. Letzte Lösung Tankstelle – und dort sollte es nicht minder komisch werden.
Ich hielt also etwas seitlich an jenem Autofahrerkulturzentrum, um irgendeine essbare Sache zu erhalten. Nebenbei bemerkt: Diesel war
hier teurer als Benzin. Hinter mir stieg ein Polizist in seinen zivilen SUV – und fuhr nicht vor mir los. Ich dachte schon, der wird sich freuen, mal wieder einen Ausländer filzen zu können, aber wurde eines besseren belehrt: Der Herr in Uniform zündete sich ersteinmal eine Zigarette hinterm Steuer an (Rauchen im Auto ist in Belgien verboten), bog dann ohne zu blinken auf die Schnellstraße ein, überholte mich – ohne zu blinken – und fuhr damit also erheblich schneller, als erlaubt. Das sagt viel über das Selbstverständnis der belgischen Exekutive aus. Kontrolliert wurde ich bisher nicht, und auf Blitzer wird lustigerweise vorher per Schild hingewiesen – da fahren dann sogar mal die Belgier nach den Geschwindigkeitslimits. Und das ist tatsächlich eher nicht die Regel.
Kurz vor Dinant durfte ich dann noch eine belgische Baustellenerfahrung machen und muss den Hut ziehen: Baustellen auf der Autobahn können die Belgier besser als wir. Da wird auf Kilometer die Autobahn halbiert, ohne dass auch nur eine Baumaschine oder ein Arbeiter zu sehen ist. Dafür aber statt Tempo 120 ein Limit auf 50. Dass hielten die Belgier hinter mir nicht lange aus, und fingen an zu drängeln – aber betont freundlich. Nicht wie auf der German Autobahn mit wilden Gesten, Blinker links und Lichthupe, sondern ein langsames Aufrücken ans eigene Fahrzeug. Vielleicht habe ich bisher nur freundliche Belgier erwischt, aber konnte dieses Verhalten mehrfach beobachten.
In Dinant selbst, der Stadt des Saxophon-Erfinders Adolphe Sax, wurde ich dann auch nicht enttäuscht. Kleine, süße Gässchen, schöne Häuser und typische Fassaden.
Zwischenzeitlich fragte mich ein interessanter Typ mit halblangen Haaren, ob ich kurz von seiner Freundin und ihm ein Foto machen darf – das erklärt also die beiden Herrschaften. Bemerkenswert sind auch noch die Saxophone, die dort häufiger zu finden sind. Auf der Hauptbrücke über die Maas sinds sogar einige mehr.
Zu guter Letzt noch eine Kleinigkeit, die ich einfach fotografieren musste: vor 3 Jahren haben meine Familie und ich mit unserem Auto jenen Parkplatz vor dem Rocher Bayard schon einmal besucht. Drei Jahre später nun also das gleiche Motiv erneut, aber mit eigenem Kraftfahrzeug:
Nun gibts die Fotos für heute. In folgender Reihenfolge: ein hübsches Dörfchen und der Weg dahin, der Bastnacher Essensbus, Dinant. Viel Freude.
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