Jahresurlaub. Das ist leider nach allgemeinem Verständnis für gewöhnlich keine zwölfmonatige Auszeit, sondern eher die einzige Auszeit im Jahr – von zwölf Monaten Dauer allerdings weit entfernt.
Auf der anderen Seite: will man immer Urlaub haben? Nehme ich für meinen Teil die Perspektive des voranstehenden unpersönlichen Pronomens ein, gibt’s dafür ein klares Nein. Das Rad muss sich drehen, sonst stimmt irgendetwas nicht.
Kaum eine Metapher hätte folglich die Urlaubsabsicht für 2018 besser beschreiben können: quer mit dem Auto durch (mir) unbekanntes Land, nur mein treuer Selbstzünder und ich.
Nun musste die Entscheidung getroffen werden, wohin die urlaubswütige Truppe sich bewegen soll. Nach reiflicher Überlegung sollte es über Frankreich nach Belgien, von dort aus kurz nach Luxemburg, am Ende aber in die Niederlande gehen. Dieser Planungsstand sah jedoch eine Reiseunternehmung zu dritt vor; aus terminlichen und karrieretechnischen Gründen ist daraus leider nun eine Ein-Personen-Reise ohne Begleitung geworden. Und damit auch eine Reise, die nur nach Belgien führen wird; ein kurzer Abstecher nach Luxemburg sei dabei mal übersehen.
So steht die Planung also: Zwei bis zweieinhalb Wochen Belgien, mit dem Auto, quer durchs Land, ohne fest getaktete Zwischenziele. Die Großstädte (Brüssel, Brügge, Gent, Antwerpen, Lüttich) müssen behufs touristischer Erschließung angefahren werden, Dinant aus familiären Gründen, Luxemburg zum Tanken. Gegen Ende soll, rein aus Interesse, die Deutsche Gemeinschaft besucht werden. Nachtschlaf klärt sich über Airbnb, Trivago oder die umgeklappte Rückbank meines als Kombinationskraftwagen bezeichneten fahrbaren Untersatzes. Beginnen soll die Fernfahrt am 15.07. des Jahres 2018.
Weitere Vorbereitungen: Ich darf mich nun als ADAC-Plus-Mitglied bezeichnen, habe die Versicherungsbedingungen unserer Hausratversicherung mit integrierter Reisegepäckversicherung durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh’ ich nun, ich armer, vor dem Tor! Und bereite noch das Auto vor:
- Antwerpen hat eine Umweltzone, für die man sich online mit Kennzeichen und Fahrzeugpapieren registrieren muss. Das kostet nichts, aber macht man genau das nicht, wirds richtig teuer. Mein Euro-5-Diesel darf nun bis Ende 2024 nach Antwerpen fahren. Dann
fliegenfahren Euro-5-Diesel unter normalen Umständen dort aus der Umweltzone raus. - Brüssel hat auch eine Umweltzone, setzt diese aber erst ab August 2018 durch. Ich komme also gerade so um diesen bürokratischen Akt herum.
- Tank ist voll, zu deutschen 1,219 Euro/Liter. Kein Preis, über den man sich freut, aber damit noch die günstigste Tankstelle in der Region. In Luxemburg solls dann billiger sein, in Belgien teurer. Für die bevorstehenden ersten 720.000 Meter Fahrweg sollte eine Tankfüllung gerade so reichen.
- Frische Scheibenwischer. Die Vorgänger zeichneten unschöne Schlieren; der Zeitpunkt eines Tauschs bot sich also an.
Weiterhin ist ein zweites, altes Smartphone mit Prepaid-Karte dabei, auf dem zuwider aller Datenschutzbestrebungen folgende Mobilapplikationen installiert sind:
- Airbnb – Unterkunft in Variante “bezahlbar”, und vor allem mit Kontaktoption zu belgischen Einwohnern. Ich habe bisher noch nie mit diesem Dienstleister übernachtet, bin aber sehr gespannt.
- Trivago, HRS, booking.com – wenn Airbnb nichts findet, dann wirds schon irgendwo ein Ibis Budget geben.
- TripAdvisor, ADAC TourSet – um zu wissen, was man sehen sollte, gesehen haben könnte und vor allem, wo man sein Feinkostgewölbe gebührend pflegen kann.
- Google Maps – wissen, wo man ist, wenn das Navi im Auto die Hufe heben sollte.
- Google Übersetzer – Übersetzer mit Fotofunktion, Spracherkennung und vor allem Offline-Möglichkeiten. Ich habe keine Ahnung, wie die Netzabdeckung in Belgien ist. Mir wurde gesteckt, es seien etwa 98%.
- Facebook, WordPress, Flickr, Lightroom Mobile, Photoshop Express, SnapSeed – Fotos bearbeiten und veröffentlichen.
Fehlt noch was? Ach ja, richtig, Geld für den Parkautomaten. Am Schalter meiner Hausbank bestand die Möglichkeit, 50-Cent- und 1-Euro-Münzrollen zu bekommen. Mit jeweils einer dieser Papierwülste werde ich wohl verreisen und Parkautomaten füttern. Oder Kaffee bezahlen.
Kamera ist geladen, Netzteile sind eingepackt, Eurostecker passen. Wenn alle Stränge reißen, muss der Inverter im Auto herhalten, um Kamera oder Notebook zu laden. EC-Karte ist fürs Ausland freigeschaltet; Abhebungen kosten 1% Gebühr. Bleibt die letzte Frage:
Wo fängt man da an?
Durch wenige Handgriffe ließ sich auch diese Frage relativ schnell klären. Bedingungen waren, dass ich am ersten Tag Luxemburg passiere, um zu tanken. Weiterhin braucht meine Unterkunft unbedingt einen Parkplatz und WLAN. Kurz und knapp zusammengefasst: in der ersten Nacht ist Airbnb-Josy aus Belgien, kurz hinter der luxemburgischen Grenze im Dreiländereck FR-BE-LU meine Wirtin; für knapp 34€. Und wie sie mir mitgeteilt hat, lernt sie gerade Deutsch. Englisch wäre mir sonst im Grundsatz auch geläufig, jedoch bin ich mir nicht sicher, ob mein Sprachniveau tatsächlich dem mir angetragenen B2+ entspricht. Kaffee und Brötchen werde ich aber schon irgendwie bekommen.
Nun also noch das Auto packen, und Sonntag früh losfahren – quer durch die Republik durch, und das vor allem am einzigen Wochentag, an dem keine LKWs die Mittelspur blockieren. Belgien hat Tempolimit 120; das ist für einen deutschen Autobahnliebhaber schwerlich zu ertragen. Auch daher ein Sonntag, denn “normale” Reisegeschwindigkeiten sind bis zur Deutsch-Luxemburgischen Grenze an einem Sonntag eher fahrbar.
Es folgt: Packen.